Lehrer sein
empfinde ich als einen andauernden Balanceakt zwischen den handwerklichen, künstlerischen und menschlichen Anforderungen, die an Musiker in ihrem Berufsleben gestellt werden.
Die Voraussetzungen:
- “Sich selbst zuhören“ lernen - von aussen sozusagen- sich also hin und wieder in eine objektive Zuhörerposition begeben. Es ist die Voraussetzung für jede Verbesserung: Was man nicht "hört“, kann man nicht verbessern. Eng damit verbunden: den jeweiligen Mitspielern zuhören lernen.
- "Üben“ lernen: Mängel- seien es musikalische oder technische- erkennen, analysieren und Wege zu deren Behebung zu finden. Weiters das technisch Erlernte beim Erarbeiten des Repertoires sinnvoll anwenden.
Die benützten Materialien:
- Passende Instrumente finden, Bögen, Saiten usw. und deren Pflege.
- Die Notenausgaben suchen, die stilkritisch vertretbar sind.
Das Gestalten:
- Aufbau einer umfassenden musikalischen Bildung,Literaturkenntnis, Harmonielehre, Kontrapunkt, Musikgeschichte bis in die Gegenwart etc.
- Den Notentext richtig lesen und deuten lernen.
- Ein Stück in seiner Gesamtheit wahrnehmen, nicht nur aus der Perspektive des eigenen Parts.
Das Seelische:
- Fehler als Chancen begreifen,
- Den Mut zum eigenen Ehrgeiz, zur Formulierung eigener Ziele stärken,
- Umgehen lernen mit Ängsten und Zweifeln.
- Wege ins Berufsleben suchen, die der jeweiligen Persönlichkeit entsprechen.
Der Platz des Musikers:
- Die gesamte Musikwelt rundum wahrzunehmen, ohne Scheuklappen.
- Die Welt insgesamt wahrnehmen und sich nicht auf die Musikwelt reduzieren lassen.
- Die anderen Künste als Quelle der Inspiration erleben.
- Das Publikum als Freund sehen, dem man die Schönheiten und Botschaften überbringt, die es zum Leben braucht und wonach es sich ja sehnt - und nicht als kritische Instanz, vor der man
- sich beweisen muss.
Meine Hoffnungen:
- In allen erwähnten Disziplinen hilfreich unterstützen zu können, jeweils zum richtigen Zeitpunkt,
- im richtigen Ausmaß.
- Bei allen Anforderungen zu erreichen, dass die Spieler einigermassen entspannt bleiben!
- Beim oftmaligen Korrigieren nicht das gute Selbstgefühl der Studierenden zu zerstören.
- Eine Palette von Anregungen anbieten können , die die Fantasie entzünden.
Insgesamt ist es überaus beglückend, junge Musiker wachsen zu sehen und zu spüren, dass es mitunter gelingt, anhaltende Begeisterung zu entfachen für die Musik und unseren Beruf.